IV.IV.IV.V Hirtengeschichte zu Weihnachten

Hirten wachten am Hang eines Berges über ihre Schafsherde.

Sie hatten nicht viel zum Leben, eigentlich nur das, was sie an ihrem Leib trugen und was ihnen die Schafe zum Leben lieferten. Aus der Schafsmilch machten sie Käse und aus der Wolle ihre Kleidung. Sie sammelten Holz für ein Lagerfeuer und schliefen auf Stroh.

Abends saßen die Hirten am Lagerfeuer und erzählten sich Geschichten. Auf diese Weise erfuhren die jungen Hirten viel von den Älteren. Eines Abends, es war bitterkalt und der Himmel sternenklar, erzählte einer der älteren Hirten, dass er in der letzten Nacht einen wunderbaren Traum gehabt habe. Engel seien ihm erschienen und hätten erzählt, dass bald den Menschen ein Kind geboren würde. Das Kind sei der Sohn Gottes, und seine Eltern Maria und Josef sollten ihm den Namen Jesus geben. Jesus wolle sich um alle Menschen kümmern und zu ihnen die Liebe Gottes bringen.

„Zu allen Menschen?“, fragt der kleine Hirte Thomas etwas ungläubig. „Zu allen!“, bestätigte der ältere Hirte Stefan. Das konnte Thomas gar nicht glauben. Die Hirten waren arm, um sie scherte sich niemand. Warum also sollte Gott sich um sie kümmern.

Wütend stand Thomas auf und stieß mit seinem Fuß etwas Stroh in’s Feuer. „Ein Kind!“, fauchte Thomas. „Was soll ein Kind schon ausrichten?“

„Ein Kind berührt die Herzen der Menschen. Es wird größer und stärker und kann uns Menschen die Botschaft Gottes vorleben“, erklärte Stefan. Doch Thomas reichte diese Antwort nicht und er fuhr fort: „Und woher sollen wir wissen, wann und wo dieses Kind geboren wird?“ Stefan konnte die Wut des kleinen Hirten schon verstehen. Stefan war sehr alt und in all den Jahren hatte sich niemand um die Hirten gekümmert. Sich vorzustellen, dass sich das jetzt ändern könnte, fiel auch ihm schwer. Trotzdem antwortete er: „In jener Nacht soll uns ein Stern den Weg zur Krippe zeigen.“

„Ein Stern!“, fauchte Thomas. „Schau hoch! Es gibt viele Sterne am Himmel. Woher weißt du denn, welcher Stern es ist, der uns den Weg zeigen wird?“

„Es soll ein besonderer Stern sein, ein Stern, der sich aus vielen Sternen zu einem zusammensetzt, zu erkennen am Schweif.“, antwortete Stefan.

Thomas war nicht überzeugt. Trotzdem hielt auch er seine Augen an diesem Abend offen. Wenn es diesen Stern wirklich geben sollte, wollte er ihn sehen.

Und tatsächlich! Tief in der Nacht erkannte er einen solchen Stern. Und das Besondere? Dieser Stern blieb nicht stehen, er zeigte den Hirten den Weg zur Krippe.

Alle Hirten wollten sich auf den Weg machen, um das Kind willkommen zu heißen. Doch ein Hirte musste bei der Herde bleiben. Diese Aufgabe übernahm ein älterer Hirte, der nicht mehr so gut zu Fuß war.

Um am Vorabend nicht einzuschlafen, berieten sie, was sie dem Kind schenken wollten. Vieles trugen die Hirten zusammen: Milch, Käse, Wolle, Holz, Stroh und -sterne. Thomas wurde still. Er hatte doch nichts. Stefan tippte ihm auf die Schulter und sagte: „Überleg doch mal. Ein Geschenk muss nichts kosten, es soll Freude machen.“ Ungläubig schaute Thomas ihn an. „Was willst du mir denn damit sagen?“, hakte er nach. „Womit machst du uns abends häufig am Feuer eine Freude?“, fragte Stefan. „Ich spiele Lieder auf meiner Flöte.“, gab er zur Antwort.

Stefans Tipp half Thomas weiter. Um für das Kind sein Lieblingslied fehlerfrei spielen zu können, übte er noch in der Nacht an der Melodie.

An der Krippe angekommen, legten die Hirten ihre Geschenke ab und Maria und Josef freuten sich. Dann wurde es still. Thomas trat an die Krippe und mit pochendem Herzen begann er zu spielen. Das Kind schaute ihn an und beide Händchen griffen nach seiner Flöte. Maria und Josef strahlten Thomas an und sagten: „Schau, wie glücklich du das Kind mit deinem Lied gemacht hast.“ Wir danken dir dafür.

Der kleine, ach so kritische Hirte schwebte auf Wolke sieben, als sie sich auf den Heimweg machten.

Dieses kleine Kind hatte sich über sein Geschenk gefreut, über das Geschenk eines kleinen Hirten. Dieses Kind musste etwas Besonderes sein, dass wusste Thomas jetzt.