V.I.II Vorwort zu der plattdeutschen Messe

In den dörflichen Gemeinden sind die Kirchenbesucher eher Senioren, weniger Kinder oder Jugendliche. Deshalb entstand im Team die Idee, eine Messfeier – gezielt für Senioren – zu gestalten.

Wenn ältere Menschen zusammenstehen, – mal am Wegesrand, mal vor der Haustür eines Seniors oder vor der Kirche – fällt auf, dass sie sich in der Regel auf plattdeutsch unterhalten. In dieser Sprache fühlen sie sich zuhause.

So entstand die Idee, eine Messe für Senioren in plattdeutsch zu lesen. Um diesen Vorsatz realisieren zu können, haben wir einen passionierten Pater unserer Gemeinde angesprochen. Er gehörte dem Orden der Weißen Väter an und war 37 Jahre in Malawi in Afrika als Missionar tätig. Alters- und krankheitsbedingt kehrte er 1991 nach Deutschland zurück und verbrachte die letzten Jahre bis zu seinem Tod in 2012 in einem Kloster in Hörstel. Wenn er in seinem Elternhaus auf Besuch war und während dieser Zeit ältere Bewohner der Gemeinde besuchte, unterhielt er sich mit ihnen in plattdeutsch. Dafür war er bekannt.

Von unserer Idee war er sofort begeistert und sagte uns zu, diese Messe zu lesen. Nachdem das Thema der Messe feststand, schrieb er die dazu passende Lesung, das Evangelium sowie die Predigt handschriftlich in plattdeutsch auf. Dieses Engagement hat alle tief beeindruckt. Leider gibt es im Plattdeutschen keine einheitliche Schreibregel, deshalb war es auch für die Lektoren/-innen wichtig, sich ihre Texte nach der für sie bekannten Schreibregel aufzuschreiben. Nur so hatten sie die Chance, die Texte fließend zu lesen.

Es war die erste plattdeutsche Messe in unserer Gemeinde. Wie würde sie angenommen? Wie würde das feed back ausfallen?

Was dann geschah, hat alle Erwartungen / Hoffnungen übertroffen. Die Kirche war mehr als nur gut besucht: Alle Sitzplätze waren belegt, ebenso alle Stehplätze: der Mittelgang, die Seitengänge, die Orgelbühne sogar die Stehplätze im hinteren Teil der Kirche bis zu den Außentüren. Die ausgelegten Texthefte reichten nicht aus, so mussten sich zwei, manchmal auch drei Senioren ein Heft teilen. Ein so reges Interesse hatte niemand von unserem Team erwartet.

Die Atmosphäre in der Kirche war überwältigend; kein Gähnen, kein Stören. Jeder  nahm aktiv teil, von Langeweile keine Spur. Zum Abschluss gab es minutenlang „standing ovations“. 

Vor der Kirche setzten sich die Gespräche fort, natürlich auf plattdeutsch und Pater Josef – wie er in unserer Gemeinde liebevoll genannt wurde – mittendrin.

Das schönste Kompliment aber war die Bitte vieler Senioren, es nicht bei dieser einen Messe zu belassen.