Weihnachtsgottesdienst:
Thema: Nur ein Strohhalm?
Einleitung:
Alle Jahre wieder
hören wir die alte Geschichte,
die davon erzählt.
Von einem Anfang erzählt sie,
von einer Geburt.
Von einer Mutter und einem Kind.
Von Tieren und Hirten und Engeln.
Sie erzählt:
Da setzte einer einen Anfang,
wo unsere Wege enden.
Da wirkte einer eine Wandlung,
wo wir an das Gewordene
gebunden bleiben.
Ein Mensch, der liebte.
Auf eigene Gefahr.
Wir feiern seine Geburt
und wünschen uns,
dass wir ihm ähnlicher werden
und so seine Geburt, sein Anfang,
auch in uns geschieht.
(Quelle: Jörg Zink, „Türen zum Fest“, Eschbacher Adventskalender)
Kyrie:
Priester:
Guter Gott, heute feiern wir die Weihnachtsmesse.
Doch was bedeutet für uns Weihnachten?
Leser 1:
Wirklich Weihnachten ist erst,
wenn wir dich aufnehmen,
wenn du bei uns ankommen kannst,
wenn du bei uns einen Platz gefunden hast.
Priester: Herr, erbarme dich.
Gemeinde: Herr, erbarme dich.
Leser 2:
Wirklich Weihnachten ist erst,
wenn wir Mensch werden, wie du Mensch geworden bist,
wenn wir das, was in uns ist, entfalten:
unsere Talente und Möglichkeiten,
unsere Träume und Hoffnungen,
unsere Sehnsüchte und Wünsche.
Priester: Christus, erbarme dich.
Gemeinde: Christus, erbarme dich.
Leser 3:
Wirklich Weihnachten ist erst,
wenn wir uns und unsere Welt gestalten,
wie du sie gemeint hast.
Überall, wo wir das tun,
wird ein Stück von Gott in diese Welt eintreten.
Priester: Herr, erbarme dich.
Gemeinde: Herr, erbarme dich.
Priester:
Überall dort, wo das geschieht,
da kommt Gott auf uns zu,
da wird Weihnachten,
nicht nur hier und heute,
sondern überall auf der ganzen Welt.
Gemeinde: Amen!
(Quelle: U. Klauke und N. Brockmann, 1997, „Angedacht“, S. 38-39, Grünewald Verlag, Mainz)
Predigtspiel: Nur ein Strohhalm?
Erzählerin und Spieler
Draußen auf dem Feld waren Hirten und hüteten die Schafe. Es war finstere Nacht und bitterkalt. Sie hockten um ein kleines Feuer, um sich daran zu wärmen, als plötzlich einer von ihnen ein Lichtschein am Himmel bemerkte. Er erschrak und zog die Aufmerksamkeit der anderen auf sich. Keiner wusste, was das zu bedeuten hatte.
Und plötzlich war da ein Engel und sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht, ihr Hirten, denn ich verkünde euch eine große Freude. Es ist die schönste Nachricht, die je auf Erden gehört wurde. In Betlehem ist Jesus geboren. Der Sohn Gottes ist zu den Menschen gekommen. In einem Stall werdet ihr ihn finden. Er liegt in einer Futterkrippe und ist in Windeln gewickelt.“
Sofort machten die Hirten sich zum Aufmarsch bereit. Doch was sollten Sie dem Kind mitbringen? Sie hatten nicht viel. Also brachten sie dem Kind von dem mit, was sie zum Leben hatten. Obwohl sie so arm waren, kam da einiges zusammen:
– etwas Milch vom Mutterschaf,
– ein weiches Lammfell,
– ein Säckchen Mehl,
– ein Stückchen Schafskäse,
– ein Bund Holz zum Feuermachen,
– ein Beutel voll Winteräpfel und
– Sterne aus Stroh gemacht.
So bepackt, machten sie sich auf den Weg.
Am Stall angekommen, betrachteten sie sehr lange und aufmerksam das Kind in der Krippe. Sie spürten, dass ihr Leben nicht sinnlos sein kann, wenn Gott es mit ihnen teilt. Gern schenkten sie dem Kind von dem, was sie hatten und legten, einer nach dem anderen, ihre Gaben an der Krippe nieder.
Mit leeren Händen und der Freude in ihren Herzen kehrten sie zu ihrer Herde zurück.
Nur ein Hirte – ein ganz junger – kehrte nicht mit leeren Händen zurück. Er hatte etwas mitgenommen von der Krippe. Ganz fest hielt er es in seiner Hand. Die anderen hatten erst nichts bemerkt. Bis auf einmal ein Hirte sagte: „Was hast du denn da in der Hand?“ Der junge Hirte antwortete: „Einen Strohhalm! Einen Strohhalm aus der Krippe, in der das Kind gelegen hat.“
Die anderen lachten: „Einen Strohhalm? Was willst du denn damit? Das ist doch nur Abfall. Wirf das Zeug weg.“ Doch der junge Hirte schüttelte den Kopf und erklärte: „Nein, den behalte ich. Für mich ist er ein Zeichen, ein Zeichen für das Kind. Jedes Mal, wenn ich den Strohhalm betrachte, werde ich mich an das Kind erinnern und daran, was die Engel von dem Kind gesagt haben.“
Am nächsten Tag fragten die Hirten ihn wieder: „Hast du den Strohhalm immer noch? Ja? Mensch, wirf ihn endlich weg. Der Halm ist doch wertlos.“ Doch der junge Hirte entgegnete ihnen: „Nein, ist er nicht. Das Kind Gottes hat darauf gelegen.“ Die anderen lachten ihn aus und meinten: „Na, und? Das Kind ist wertvoll, da stimmen wir dir zu; aber doch der Strohhalm nicht.“ Unbeirrt von diesen Reaktionen konterte der junge Hirte: „Ihr habt unrecht. Dieser Strohhalm ist schon wertvoll. Worauf hätte das Kind denn sonst liegen sollen? Der ärmliche Stall, die Krippe nur mit etwas Stroh gefüllt, das alles hat mir gezeigt: Gott braucht jeden, also auch uns, die Kleinen, die nicht viel können, die aus der Sicht der Reichen auch nicht viel wert sind, die man einfach übersehen darf, und das, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.“
Ja, der Strohhalm aus der Krippe war dem jungen Hirten wirklich wichtig. Immer wieder nahm er ihn in seine Hand, dachte an die Worte der Engel, freute sich darüber, dass Gott die Menschen so sehr liebt, dass er ihnen als Kind begegnet. Eines Tages aber nahm einer der anderen Hirten dem Jungen den Strohhalm aus der Hand und schrie wütend: „Du mit deinem Strohhalm! Du machst mich noch ganz verrückt damit!“ Dann zerknickte er den Strohhalm wieder und wieder und warf ihn zu Boden.
Der junge Hirte stand ganz ruhig auf, hob den Strohhalm auf, strich ihn mehrmals glatt und sagte: „Sieh doch – er ist geblieben, was er war: ein Strohhalm. Deine ganze Wut hat nichts daran ändern können. Du denkst: Was ist schon ein Kind, wo wir einen starken Helfer brauchen. Aber ich sage dir: Aus diesem Kind wird ein Mann, und der wird nicht totzukriegen sein. Er wird die Wut der Menschen aushalten, er wird sie ertragen und bleiben, was er ist: Gottes Retter für uns. Nein! Gottes Liebe ist nicht kleinzukriegen.“
Gebannt hatten die anderen dem jungen Hirten zugehört. Beschämend senkten sie ihre Köpfe, bis endlich einer der anderen aussprach, was alle nach diesen deutlichen Worten verstanden hatten: „Wie häufig sind wir doch blind für Kleinigkeiten, die uns die Augen öffnen können. So haben auch wir das Stroh in der Krippe nicht beachtet. Wir haben auf das Kind geschaut, nicht aber auf das Stroh und damit das Geheimnis Gottes nicht begriffen. Du hast uns die Augen geöffnet.“
Von den anderen lachte niemand mehr. Vielmehr dachten sie an früher, daran, was sie schon über Stroh gehört und welche eigenen Erfahrungen sie schon damit gemacht hatten. Einer nach dem anderen erzählte von seinen Gedanken.
Der größere Hirte neben ihm begann: „Ein Strohhalm ist schwach und wird vom Wind leicht weggeblasen. Fällt er auf’s Wasser, geht er nicht unter. So heißt es im Volksmund: „Ertrinkende greifen nach einem rettenden Strohholm.“
Einem anderen Hirten fiel ein: „Stroh macht nicht satt. Doch wer Stroh hat, weiß, dass vorher eine Ernte stattgefunden hat. Korn macht satt.“
Wieder ein anderer erzählte: „Wer schon einmal auf einen Strohsack geschlafen hat, der weiß, es kann ganz schön piksen. Doch er hält die Kälte des Bodens von uns fern und wärmt.“
Einer der älteren Hirten erinnerte sich: „Manchmal hängen an den Halmen noch kräftige Weizenähren. Sie erinnern an das Brot des Lebens, in dem Jesus sich uns schenkt. Wusstet ihr, dass das Wort „Betlehem“ übersetzt Brothausen heißt?“
Der junge Hirte atmete auf, die anderen hatten ihn verstanden. Abschließend sagte er: „Gottes Liebe gehört allen Menschen, auch denen, die meinen, nicht viel wert zu sein. Gerade für sie setzt er ein Zeichen. Genau deshalb wurde Gottes Sohn Mensch: klein, arm, hilflos und uns Menschen ausgeliefert. Mit uns will er die Welt wärmer und heller machen.“
(zusammengestellt aus 2 Quellen:
Willi Hoffsümmer, 1999, „Kurzgeschichten 3, 244 Kurgeschichten für Gottesdienst, Schule und Gruppe“, Nr. 9, S. 18-19, Grünewald Verlag Mainz,
Willi Hoffsümmer, 2001, 5X7 Ideen für Familiengottesdienste durch das Kirchenjahr, Nr. 1, S. 11-13, Grünewald Verlag Mainz)
Fürbitten:
Priester:
Gott, du hast uns heute deinen Sohn Jesus Christus geschenkt. Er ist zu uns Menschen gekommen, weil er uns liebt und uns seine Freundschaft anbieten will. Mach uns bereit, seine Liebe und Freundschaft anzunehmen, denn ein Leben mit ihm wird unser Leben bereichern. Doch dafür müssen wir aufstehen und uns auf seine Freundschaft einlassen.
Nach jeder Fürbitte antwortet die Gemeinde:
Freut euch, Jesus ist geboren!
Leser 1:
Steht auf und freut euch.
Gottes Sohn will bei euch sein und mit euch das Leben teilen.
Gemeinde: Freut euch, Jesus ist geboren!
Leser 2:
Steht auf und freut euch.
Gottes Sohn will euer Bruder sein und euch neue Hoffnung schenken.
Gemeinde: Freut euch, Jesus ist geboren!
Leser 3:
Steht auf und freut euch.
Gottes Sohn will euer Anwalt sein und euch Würde geben.
Gemeinde: Freut euch, Jesus ist geboren!
Leser 4:
Steht auf und freut euch.
Gottes Sohn will euer Heiland sein und euer Leid mit tragen helfen.
Gemeinde: Freut euch, Jesus ist geboren!
Leser 5:
Steht auf und freut euch.
Gottes Sohn schenkt euch eine neue Zukunft in seiner Gemeinschaft.
Gemeinde: Freut euch, Jesus ist geboren!
Leser 6:
Steht auf und freut euch, ihr Menschen auf der ganzen Welt.
Gottes Sohn zeigt sich in Menschen, die ihre Menschlichkeit nicht wie einen Schatz hüten, sondern die ihre Menschlichkeit nach außen tragen.
Gemeinde: Freut euch, Jesus ist geboren!
Priester:
Freut euch alle, denn heute ist Jesus geboren.
So ist Weihnachten das Fest der Menschwerdung Gottes,
das Fest des Friedens und der Gerechtigkeit,
das Fest der beginnenden Menschlichkeit,
das Fest, das die Welt verändern wird,
das Fest des Glaubens.
Amen!
(Norbert Brockmann, 2001, „Angedacht II“, S. 33, Grünewald Verlag Mainz)
Schlussgebet:
Herr Jesus Christus,
du bist in die Welt gekommen,
um die Menschen zu befreien.
Du setzt dein Wirken im alltäglichen Leben fort,
um allen zu begegnen.
Dabei ist dein Wirken kein einmaliger Akt,
sondern ein immerwährender Prozess.
Für uns liegt die Menschwerdung
sehr weit zurück.
Wir sehen dich nicht mehr im täglichen Leben,
wir halten vieles für Zufall, manches können wir erklären.
Wir erkennen nicht deine fügende Hand,
wir erkennen nicht, wo du im Alltag befreist.
Deshalb halten viele von uns die Welt für gott-los.
Hilf uns, alles Geschehen
in einem anderen Licht zu sehen.
Öffne uns dafür die Augen und unsere Herzen,
damit wir die Wunder des Alltags wahrnehmen,
durch die du in die Ereignisse unserer Zeit eingreifst,
in denen du dich auch heute noch als Rettender erweist.
Lass uns begreifen,
dass die Welt nicht gott-los,
sondern gott-voll ist.
Lass uns Gott in den Wundern des Alltags erkennen.
Lass uns verstehen:
deine Menschwerdung liegt nicht sehr weit zurück.
Sie geschieht immer wieder,
da,
wo wir Menschen
menschlich werden.
(Quelle: Paul Jakobi, 1994, „Sehnsucht nach Leben“, S. 57, Grünewald Verlag, Mainz)
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