V.IV.II.III DGD Gottes Liebe wächst mit unserer Nächstenliebe!

Begrüßung:

Weißen Sonntag haben wir oft „Danke“ sagen dürfen:

  • „Danke“ zu den Gästen,
  • „Danke“ für die vielen Geschenke und
  • „Danke“ zu unseren Eltern, die das schöne Fest für uns ausgerichtet haben.

Heute sind wir hergekommen, um Gott „Danke“ zu sagen. Er hat uns versprochen: „Habt Vertrauen! Ich bin bei euch!“ Damit dieses Versprechen spürbar wird, braucht er uns. Er braucht Menschen, die nach seinem Wort leben und seine Botschaft weitertragen.

Nur im „menschlichen“ Miteinander kann Gott spürbar, seine Nähe erfahrbar werden. Gottes Liebe wächst mit uns; mit unserer Nächstenliebe. Nicht anders verhält es sich mit dem Boot hier im Altarraum. Um mit diesem Boot vorwärtszukommen, brauchen wir zwei Ruder. Mit nur einem Ruder würden wir uns im Kreis drehen. So gesehen steht dieses Boot für unser Lebensboot, die beiden Ruder für die Gottes- und die Nächstenliebe.

Wer nur das Ruder der Gottesliebe nutzt, sich Zeit für Gott nimmt, aber keinen Finger für seine Mitmenschen rührt, der dreht sich in den Augen Gottes nur im Kreis.

Wer nur das Ruder der Nächstenliebe nutzt, sehr hilfsbereit ist, sich aber keine Zeit für Gott nimmt und die Verbindung mit Jesus nicht eingeht, der resigniert oft schneller, wenn er auf Undankbarkeit, Missverständnisse und Vorurteile stößt.

Gottesliebe Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist 71lUQQCN8QL._AC_UL320_.jpgNächstenliebe

Gottes Liebe wächst mit unserer Nächstenliebe. Sind wir bereit, so miteinander zu leben, dass sich Jesus Christus in unserer Mitte wohl fühlen würde?

Heute Morgen nehmen wir uns Zeit für Gott. Wir wollen ihm für seine Liebe und sein Vertrauen in uns danken. Dazu begrüßen wir ganz herzlich alle Menschen, die mit uns gemeinsam diese Dankmesse feiern möchten.

Kyrie:

Priester:

Ein Schiff,

das im Hafen liegt,

ist sicher.

Aber dafür werden Schiffe nicht gebaut.

Oft trauen wir uns nicht, wählen von zwei Möglichkeiten das Leichtere. Bevor wir nun diesen festlichen Gottesdienst miteinander feiern, wollen wir über unser Leben nachdenken und Gott um Vergebung bitten, wo wir uns nicht richtig eingesetzt haben.

Kind 1

Es ist leichter zu denken,

als zu fühlen –

leichter, Fehler zu machen,

als das Richtige zu tun.

Priester:     Herr, erbarme dich.

Gemeinde: Herr, erbarme dich.

Kind 2

Es ist leichter zu kritisieren,

als zu verstehen –

leichter, Angst zu haben,

als Vertrauen und Mut.

Priester:     Christus, erbarme dich.

Gemeinde: Christus, erbarme dich.

Kind 3

Es ist leichter zu schlafen,

als zu leben –

leichter zu feilschen,

als einfach zu geben.

Priester:     Herr, erbarme dich.

Gemeinde: Herr, erbarme dich.

Priester:

Es ist leichter zu bleiben,

was man geworden ist,

als zu werden,

was man im Grunde ist.

Gott, verzeih uns, wo wir nur ein Ruder in die Hand genommen haben. Lass uns verstehen: Wenn wir uns nur im Kreis drehen oder sogar im sicheren Hafen unseres Lebens liegen bleiben, werden wir das wirklich Wertvolle in unserem Leben nie erleben. Vergib uns unsere Schuld, damit wir mit frohem Herzen diese Feier begehen. Amen!

Predigtspiel:

Thema: Trostloser Trost

Erzählerin und Kinder

Auf dem Schiff, welches heute hier in unserem Hafen angelegt hat, trug sich vor einiger Zeit die folgende Geschichte zu. Zu dieser Zeit arbeitete Lilly als Köchin vorübergehend auf dem Schiff, um während der Krankheitsphase ihres Mannes den Lebensunterhalt für die Familie sicherzustellen. Ihr Mann blieb deshalb mit den drei Kindern allein zu Hause. So waren ihre Kinder sich im Wesentlichen selbst überlassen. Lilly machte sich deshalb viele Sorgen. Alle auf dem Schiff wussten das.

Da schaute einer der Matrosen zu ihr herein und sagte: „Kommt Zeit, kommt Rat!“ Gut gemeint; aber als er gegangen war, überlegte Lilly: „Wann kommt die Zeit, und welcher Rat wird es sein?“

Tags darauf sah der Steuermann bei ihr vorbei und meinte: „Gut Ding will Weile haben!“; sprach’s und verabschiedetet sich. Lilly dachte: „Ich kann mir aber keine Weile leisten. Meine Familie braucht mich jetzt!“

Als der Maschinist wenige Tage später auf Lilly traf, versuchte er, sie mit den Worten zu trösten: „Kopf hoch, mein Mädel! So trägt eben jeder sein Päckchen!“ Im Stillen dachte Lilly: „Das ist schon kein Päckchen mehr, und was soll das schon heißen: Kopf hoch! Meine Sorgen rauben mir doch die ganze Kraft. Was soll ich denn noch alles tragen?“

Wenige Tage später steckte der Kapitän seinen Kopf durch die Tür und munterte sie mit den Worten auf: „Warten Sie nur ab, es wird nichts so heiß gegessen wie gekocht!“ Das war sicher gut gemeint, doch Lilly grübelte und ihre Gedanken hatten einen bitteren Beigeschmack: „Was wissen die schon. Solchen Humor kann ich einfach nicht vertragen. Ich weiß weder ein noch aus!“

Auch der Sanitäter sah kurz nach Lilly und erkundigte sich nach dem Befinden ihrer Familie. „Es wird schon werden!“, sagte er und meinte es ehrlich. Doch Lilly verzweifelte fast: „Wer ist denn schon „es“ und was soll werden?  Ich habe den Eindruck, dass überhaupt nichts wird.“

Als dann der Funker seine Hemmungen überwand und seinen Kopf durch die Tür steckte und sagte: „Keine Sorge! Ende gut, alles gut!“, da empfand Lilly nur noch Bitterkeit. Zu Hause lag ihr Mann krank im Bett und es gab keinen, der sich um die Kinder kümmerte. Ihre Gedanken drehten sich nur noch um ihre Familie und auf dem Schiff bekam sie nichts mehr aus ihren Händen. „Wenn ich mich nicht bald zusammenreiße, verliere ich noch meine Arbeit. Dann fehlt uns auch noch das Geld zum Leben“, dachte sie und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen.

Als dann auch noch der Schiffsarzt bei ihr vorbeischaute und aufmunternd meinte: „Geduld, nur Geduld!“, seufzte Lilly: „Können die alle sich denn gar nicht vorstellen, wie es mir zumute ist? Müssen die denn alle solchen gutgemeinten Unsinn reden? Das sind doch Sätze, die alles und nichts sagen.“

Zu guter Letzt kam noch ein weiterer Matrose um die Ecke und erzählte um-schweifend ohne Punkt und Komma und endete, ohne auf sie einzugehen, mit den Worten: „Wir werden sehen!“ „Was werden wir denn sehen?“, rumorte es in Lilly verzweifelt, „und wer ist schon wir?“ Während sie noch voller Enttäuschung so nachdachte und feststellte, dass all der gutgemeinte Trost im Grunde keiner war, betrat ein Schiffsjunge die Küche, grüßte kurz und stellte eine Flasche Wein und eine Vase mit Blumen auf den Tisch, die er tags zuvor für Lilly gekauft hatte. Dann bereitete er das Mannschaftsessen für den Abend vor, richtete die Kantine her und räumte die Küche auf. Bei alledem war er sehr leise. Als er mit allem fertig war, verabschiedete er sich von ihr ohne Aufhebens. Da – endlich – trat so viel Ruhe ein, und zum ersten Mal wuchs in ihr neue Hoffnung!

 (Hoffsümmer Willi, 1999, „Trostloser Trost“ (Nr. 118) aus „Kurzgeschichten 3, S.79-80, 9. Auflage, Grünewald-Verlag Mainz, Original abgeändert von M. Bauer)

Fürbitten:

Priester:

Gott will, dass wir seine Liebe unter uns Menschen zeigen. Damit uns das gelingt, tragen wir ihm unsere Bitten vor:

Kind 1: Gott, du hast uns Augen geschenkt.

Kind 2: Lass uns wachsam sein, damit wir den Blick für das Schöne dieser Welt nicht verlieren, aber auch sehen, wo wir gebraucht werden.

Kind 1: Lass uns hinsehen und nicht wegsehen. Herr, Jesus Christus:

Gemeinde: Wir bitten dich, erhöre uns.

Kind 1: Gott, du hast uns Ohren geschenkt.

Kind 3: Lass uns offen sein, damit wir die leisen Töne und herzlichen Worte hören, die uns guttun, aber auch die falschen Töne wahrnehmen und dagegenhalten.

Kind 1: Lass uns hinhören und nicht überhören. Herr, Jesus Christus:

Gemeinde: Wir bitten dich, erhöre uns.

Kind 1: Gott, du hast uns Lippen geschenkt.

Kind 4: Lass uns schweigen, nur da sein, wenn jedes Wort überflüssig ist. Lass uns da reden, den anderen den Rücken stärken, wo er uns braucht. Wo unrecht geschieht, lass uns dagegenhalten.

Kind 1: Lass uns mit Worten heilen und nicht verletzen. Herr, Jesus Christus:

Gemeinde: Wir bitten dich, erhöre uns.

Kind 1: Gott, du hast uns Hände geschenkt.

Kind 5: Lass uns aktiv werden, wenn der andere uns braucht. Mit unseren Händen können wir: – trösten, – dem anderen etwas schenken, – mit unserer Hände Arbeit helfen oder auch Schlimmeres verhindern.

Kind 1: Lass unsere Hände offen sein, bereit zu empfangen und zu geben. Herr, Jesus Christus:

Gemeinde: Wir bitten dich, erhöre uns.

Kind 1: Gott, du hast uns Füße geschenkt.

Kind 6: In kritischen Situationen lass uns nicht einfach weglaufen, sondern den ersten Schritt wagen, wenn dem anderen der Mut fehlt. Wenn wir wütend sind, hilf uns, damit wir nicht einfach zutreten, sondern durchatmen und uns Hilfe holen.

Kind 1: Lass uns auf den anderen zugehen und nicht treten. Herr, Jesus Christus:

Gemeinde: Wir bitten dich, erhöre uns.

Kind 1: Gott, du hast uns das Herz geschenkt.

Kind 7: Der Herzschlag steht für das Leben. Lass unser Herz nicht hart sein wie Stein, sondern pulsierend, offen für das Leben in uns und um uns herum.

Kind 1: Lass uns nicht erstarren, sondern mit unserem Herzen sehen, hören, fühlen, einfach menschlicher leben. Herr, Jesus Christus:

Gemeinde: Wir bitten dich, erhöre uns.

Priester: Gott, in dieser heiligen Messe wollen wir auch all der Menschen gedenken, die uns schon vorausgegangen sind. Wir bitten dich für alle Verstorbenen der Pfarrgemeinde, besonders für die Verstorbenen in den Familien unserer Kommunionkinder. Lass sie bei dir Ruhe finden. Rechne ihnen an, was sie Gutes in ihrem Leben getan haben. Herr, Jesus Christus:

Gemeinde: Wir bitten dich, erhöre uns.

Priester: Gott Vater im Himmel, wir sitzen alle in einem Boot. Sei du unser Steuermann und hilf uns, damit wir deine Liebe zu unseren Mitmenschen tragen. Lass uns beide Ruder benutzen, keines bei Seite legen, damit wir uns nicht im Kreis drehen, sondern mit dir vorwärtskommen. Darum bitten wir dich durch Jesus, Christus, unserem Herrn. Amen!

Schlussgebet:

Wie oft hast du dein Lebensnetz

hoffnungsvoll ausgeworfen:

eine helfende Hand

ein liebendes Wort

eine zärtliche Geste

ein geduldiges Ohr

zu erhalten.

Wie oft hast du dein Lebensnetz

leer wieder eingeholt?

Da ist es gut zu wissen:

Da ist jemand, der uns hilft,

nicht müde zu werden,

unser Lebensnetz immer wieder auszubessern

und es erneut auszuwerfen.

Manchmal

liegt es an den nicht heilenden Wunden,

dass manches,

das uns geschenkt wird,

uns entgeht,

bevor wir es erkannt haben.

Gott ist da!

Immer von neuem ist er der Helfer,

den,

den man nicht sieht,

der unentdeckt bleibt

und der doch wirkt.

Gottes Liebe wächst,

bleibt lebendig,

wenn wir ihm vertrauen,

mit ihm rudern

und unser Lebensnetz

immer wieder hoffnungsvoll auswerfen.

(Bickel Margot und Steigert Hermann, 1983, „Geh deinen Weg“, Verlag Herder Freiburg im Breisgau)


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